Tagebuch eines Katers – Die grösste Krise meines Lebens

Schon vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass sich meine Eltern komisch verhalten. Überall standen Kisten herum und es herrschte pure Hektik. Ich habe mich dann meistens auf meinen Kratzbaum zurückgezogen, den ich wieder neu für mich entdeckt habe.

Dann, eines Tages waren so viele Leute bei uns und auf einmal war alles weg: Mein Sofa und meine Kuscheldecke, der Tisch auf dem meine Eltern mir immer Gläser mit Wasser bereit gestellt haben und dann auch mein geliebter Kratzbaum – alles weg! Auch meine Eltern hatten sich in Luft aufgelöst. Aber am Abend kam mein Papa und holte mich im Transportkörbchen ab.

Nach einer gefühlten Ewigkeit im Auto durfte ich aus meinem Körbchen raus und befand mich in gänzlich unbekanntem Territorium. Auf einmal entdeckte ich auf der anderen Seite des Raumes mein Klo. „Wenigstens etwas bekanntes“, dachte ich mir und legte mich für ein Nickerchen auf den frischen Katzenstreu. Normalerweise bin ich mir weitaus bequemere Schlaförtchen gewohnt, aber was soll’s, ich hatte da drin meine Ruhe.

Papa hatte schnell Mitleid mit mir, als er mich darin fand und nahm mich mit auf Entdeckungstour. Allmählich begriff ich, was passierte: Ich habe ein neues Revier! Alles neu, nichts roch nach mir (noch nicht!) und jedes Fleckchen musste ich neu erkunden und mit meiner Duftmarke versehen.

Mein ungewohntes, neues Zuhause

Ich fühlte mich gar nicht wohl. Mein neues Zuhause fühlte sich so riesig und ungewohnt an. Ich spürte aber schnell meinen Kratzbaum auf und verzog mich wieder. Mir ging’s gar nicht gut die ersten Tage. Erstens war es purer Stress, alles neu zu markieren und zweitens musste ich meine Geschäfte wieder auf dem winzigen Katzenklo erledigen. Weil ich immer den halben Streu im Bad verteilt habe, hat mir Mama ein überdachtes Klo mit Türchen gekauft, nur bringe ich dieses sch***s Türchen immer so schwer auf! Auf Herausgehen hatte ich sowieso keine Lust.

Hatte ich mich aufgerappelt, lief ich am liebsten Mama und Papa hinterher. Allerdings waren die auch ziemlich beschäftigt. Nach ein paar Tagen hatte ich mich fast schon an die Situation gewöhnt und es wurde mir stinklangweilig zu Hause. Ich wollte herumtoben, durfte aber nicht. Mama hat ziemlich oft mit mir geschimpft. Offenbar war es wieder Zeit für mich, draussen zu jagen und mir ein neues Revier aufzubauen.

Und ich sag’s euch, es gab ganz schön viel zu entdecken! Im Teich nebenan schwimmen ganz viele Goldfische, einen habe ich sogar schon erwischt und mit nach Hause gebracht! Ein bisschen weiter von zu Hause entfernt, wohnen Hühner. Alles ist super spannend, aber ich habe Mühe, mir ein Revier zu erkämpfen, sodass ich schon noch lieber zu Hause bin. Sonst werde ich ständig angegriffen und ich bin eben ein schmächtiger Kerli.

Ich habe wieder Vorhänge zum Spielen

Seit Kurzem haben wir Vorhänge zu Hause, ein Heidenspass, mich dahinter zu verstecken! Meine Eltern finden das wohl nicht so lustig… Na ja, Hauptsache mir geht’s wieder einigermassen gut und das tut es. Mittlerweile liebe ich nämlich mein neues Zuhause! Das coolste finde ich, dass Mama und Papa so viele neue Trinkmöglichkeiten aufgestellt haben. Mühsam aber, dass die Hälfte der Pflanzen piekst. Da kann ich schon mal hässig werden und das Tannenbäumli grundlos angreifen.

Mittlerweile habe ich auch ein paar neue Lieblingsplätze gefunden: Auf den neuen, bequemen Küchenstühlen, auf dem Boden vor dem Stubenfenster, weil die Sonne so schön reinscheint, auf dem Fenstersims mit dem perfekten Ausblick über mein Revier und auf dem flauschigen Badezimmerteppich – der Boden ist dort so schön warm.

Irgendwie merke ich, dass da aber noch mehr im Busch ist. Ich glaube, das war noch nicht die letzte einschneidende Änderung in meinem Leben… Diese erneute Unsicherheit macht mich wahnsinnig! Bin ziemlich aggressiv momentan und will endlich wissen, was los ist…

So, jetzt geh‘ ich erst mal fischen!
Hasta luego, Paolo

Paolos weitere Abenteuer

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