Die 41 aufregendsten Wochen meines Lebens – Ich werde Vater!

Knapp 11 Monate sind vergangen, seitdem Lia mich mit einem kleinen Stäbchen aus Plastik, auf dem sie glaubte, zwei feine blaue Striche zu erkennen, überraschte. Kann das wirklich so schnell gehen? Auch wenn alles geplant und unser Wunsch riesig war, überraschte es mich trotzdem. Zwar konnte ich den Strich noch nicht wirklich erkennen (Lias LASIK-gepimpte Augen sind offensichtlich besser als meine), aber ein zweiter Schwangerschaftstest ein paar Tage später bestätigte die „Diagnose“: Es hat also geklappt! Unser Traum ist nach kürzester Zeit in Erfüllung gegangen und in ihr wächst ein kleines Wesen, das in weniger als einem Jahr unser Leben als Familie völlig auf den Kopf stellen wird.

Was folgten, waren 41 Wochen voller Überraschungen, neu Erlerntem und auch die eine oder andere Krise. Inzwischen ist die kleine Bohne nicht mehr nur ein wachsendes, strampelndes Wesen in Lias Bauch sondern unser Ein und Alles. Was sich in den letzten 11 Monaten alles verändert hat, werde ich versuchen aus der Sicht eines Mannes zu schildern.

Was Mann machen kann, wenn Frau schwanger ist

Es ist wahr. Schwangere Frauen können ganz schön anstrengend sein. Tankstellenbesuche um Mitternacht für ein weiteres Rivella und emotionsgeladene Argumente waren bei uns keine Seltenheit. Trotzdem kann ich jetzt auf eine angenehme, wenn auch anstrengende Zeit voller Überraschungen zurückblicken. Liebe Männer behaltet stets im Hinterkopf, dass alles, was ihr während der Schwangerschaft durchmacht, bei den austragenden Frauen um ein Mehrfaches schlimmer ist. Und in wenigen Monaten werdet ihr bewundernd eurer Frau bei der Geburt beistehen und eure Problemchen und Wehwehchen der letzten Monate augenblicklich vergessen.

Mehr Hausarbeit, weniger backen

8 Kilogramm mehr mit sich herumschleppen, muss ganz schön anstrengend sein. Um dies auszugleichen, war es meine Aufgabe, den Haushalt einigermassen aufrecht zu erhalten. Wer schwanger ist, darf auch keine schweren Gegenstände mit sich herumtragen, was das Einkaufen für Lia fast unmöglich machte. Ich musste dafür sorgen, dass stets Essen im Schrank war, die Zeit fürs Backen und Kochen war dadurch leider etwas eingeschränkt. Freizeitaktivitäten mussten während dieser Zeit etwas vernachlässigt werden. Glücklicherweise verlief die Schwangerschaft problemlos und Lia war bis in die letzten Wochen noch sehr fit. Nicht nur ihr ging es dadurch besser, auch ich konnte trotz der Schwangerschaft meinem Trainingsplan folgen, währenddem sie zuhause das Abendessen vorbereitete.

Ist Mann Ko-Schwanger?

Einer meiner Befürchtungen war, dass unsere Snackschublade von nun an mit Süssigkeiten und Chips überladen sein wird. Wie sollte ich es schaffen, meine Pölsterchen zu verlieren, wenn ständig Versuchung in Griffnähe lauerte? An dieser Stelle muss ich Lia ein grosses Kompliment aussprechen: Während der Schwangerschaft konnte sie ihre Gelüste gut unter Kontrolle halten und wir ernährten uns beide doch mehrheitlich gesund. Das Naschen lässt sich wohl doch mit ein bisschen Durchhaltewille unter Kontrolle halten. Mein Part dabei? Ab und zu ein nein und „ausversehen“ vergessene Artikel beim Einkaufen.

Vom Vatergefühl und den ersten Momenten

Bekanntlicherweise kann ich als Mann die Schwangerschaft nicht übernehmen. Dies hat offensichtliche Vorteile, aber durchaus auch Nachteile. Zum einen war es schwierig für mich, vor der Geburt mit dem sich entwickelnden Baby eine Beziehung aufzubauen. Ich habe versucht, mit ihm zu sprechen und auch seine Tritte gespürt. Das Vatergefühl entwickelte sich aber erst wirklich, als ich die kleine Bohne zum ersten Mal mit eigenen Händen halten konnte. Bevor ich aber zuweit aushole, will ich einen Schritt zurückgehen und die Momente vor dem ersten Kontakt beschreiben.

Ganz wohl im Bauch

Meine Nervosität wurde stets grösser, je näher der errechnete Geburtstermin rückte. Umso grösser war die Anspannung, als die Bohne keine Anstalten machte, die angenehme Wärme des Bauches zu verlassen. Mit dem Termin bereits hinter uns wuchs auch Lias Frustration. Was die Frustration bei mir noch mehr wachsen liess. Was kann ich machen, um diese Situation zu verbessern? Das einzige, was Lia wollte, war endlich gebären. Ganz verständlich, dass sie nicht mehr lange einen riesigen Bauch mit sich herumtragen wollte. Alles, was wir machen konnten, war etwas Ablenkung zu schaffen. Angeblich soll Spazieren und Treppensteigen die Kleinen etwas motivieren. Und so haben wir in den letzten Wochen der Schwangerschaft mehr Schritte als jemals zuvor zurückgelegt. Nicht gerade einfach, wenn man zusätzlich für einen Marathon trainiert. Glücklicherweise meldeten sich auch andere Familienmitglieder als Begleiter auf Lias Spaziergängen.

Der letzte Kontrolltermin war auch für mich der schwierigste. Mit dem Frauenarzt an einer Schulung musste dieser im Spital, wo die Zimmer deutlich unangenehmer und die Wartezeiten viel länger sind, durchgeführt werden. Nach der langen Wartezeit hörten wir genau das, was wir befürchteten: Die Wehen sind noch zu unregelmässig, der kleinen Bohne gefällt es einfach zu sehr im Bauch. Sie will noch nicht raus.

Mitternachts-Überraschung

Mit einem mulmigen Gefühl verliessen wir das Spital und machten uns auf den Weg nach Hause. Die Stimmung war im Keller. Glücklicherweise hatte ich noch die Arbeit, die mich etwas ablenken konnte. Für Lia gab es keinen Ausweg, keine Ablenkung. Und ich litt mit ihr.

Nach den Worten der Ärztin war ich umso überraschter, als Lia am späten Abend alle vier Minuten Wehen bekam und nach kürzester Zeit kaum noch normal sprechen konnte. „Das Baby kommt bestimmt noch nicht“, war meine Ausrede, um doch noch eine halbe Stunde Schlaf zu bekommen. Mein Gefühl sagte mir, das wird eine lange Nacht. Zusätzlich war es meine Verantwortung, die ganze Familie sicher ins Spital zu fahren. Und so geschah es doch noch! Um Mitternacht warfen wir unsere Taschen ins Auto und fuhren auf direktestem Weg ins Spital. Es war Zeit, für unsere Bohne das Licht der Welt zu erblicken!

Nach einer kurzen, aber heftigen Geburt sah ich ihn zum ersten mal. Voller Emotionen, mit Tränen in den Augen, wusste ich erst gar nicht, was ich sagen sollte. Musste ich an dieser Stelle überhaupt etwas sagen? Nein, denn das war der erste Moment mit meinem Sohn. Mein Sohn! Unser Sohn! Zum ersten mal durften wir die kleine Bohne in den Händen halten und schon bald folgten die ersten Schreie. Nach dem traditionellen Durchschneiden der Nabelschnur, was durchaus anstrengender ist, als ich mir vorgestellt hatte, folgte innert kürzester Zeit das erste Bad. Und wie er es genoss! Voller Stolz konnte ich meine Augen von meinem leicht betrunken (Kopf zurück, Mund offen) aussehenden Sohn kaum abwenden.

Ungefähr 5 Stunden nachdem wir eingetroffen sind, war mein erster Besuch auch schon vorbei. Lia war müde, ich war müde und die Bohne war Müde. Das war die Nacht, die mein Leben verändern wird!

Die erste Woche mit einem Mitbewohner

Und so kam die kleine Bohne nach 3 Tagen zusammen mit Mami Lia ins gute Haus Lia & Liam. Mein „Vaterschaftsurlaub“ von einem Tag bereits aufgebraucht, hatte ich mich entschieden, eine Woche frei zu nehmen. Abgesehen davon, dass ich meinen freien Tag hauptsächlich mit Schlafen verbracht hatte, wollte ich das neuste Familienmitglied erstmals ein wenig kennenlernen. Liebe Schweiz, ist es nicht an der Zeit anzuerkennen, dass zum Wohle beider Elternteile und natürlich des neuen Erdenbürgers, auch Väter ein paar Wochen zuhause verdienen? Politische Tirade abgeschlossen.

Wohl kaum ein besseres Baby hätten wir uns wünschen können. Die kleine Bohne hatte von Beginn an einen guten Rhythmus und machte uns das Elternsein einiges einfacher. Den Geschichten meiner Eltern nach gibt es zwei Typen von Babies: Eines schreit, isst nicht und raubt seinen Eltern den Schlaf. Das andere ist glücklich, schläft die ganze Zeit und ist im Alltag kein grosses Hindernis. Ich war wohl eher ersteres und mein älterer Bruder das einfachere Baby. Glücklicherweise scheint unsere Bohne wohl auch eher dem Verhalten meines Bruders zu ähneln.

Die ersten Nächte war Lia mit dem Füttern beschäftigt und meine Aufgabe lag darin, das Verdaute aus der Welt zu schaffen. Natürlich war ich erschöpft und musste ab und zu auch mal Nachmittags ein kleines Nickerchen machen.

Was ist dieser Gestank?

Lia und ich stellten nach ein paar Tagen etwas fest: Unser Baby stinkt. Gewaltig. Trotz regelmässigem Wickeln ging der Geruch nicht weg. Nach einem Besuch der Hebamme wurde das Geheimnis gelüftet: Die Nabelschnur ist Schuld am Gestank! Nach der Geburt wird nämlich nicht die ganze Nabelschnur abgetrennt und ein kleines Stück bleibt am Bauch hängen. Nach ein paar Tagen sieht dieses Stück aber nicht mehr wie eine Nabelschnur aus, sondern eher wie eine Zigarre, die draussen im Regen vergessen wurde. Und der Geruch der „Zigarre“ schaffte es in jede Ecke der Wohnung. Kein Ort war mehr sicher.

Glücklicherweise lag das Reststück der Nabelschnur nach ein paar Tagen in der Windel und wir konnten sie endlich aus der Wohnung verbannen. Ein intensives Lüften aller Zimmer folgte und endlich hatten wir wieder unsere nach Baby riechende Bohne zurück.

Ein Pümpchen erleichtert das Leben

Schnell wurde klar, dass jede dritte Stunde geweckt zu werden, uns hässig macht. Und so wurde dank einer Milchpumpe aus dem Daddy Liam auch ein Mami. Innert kürzester Zeit hatten wir auch den perfekten Plan: (Das richtige) Mami geht nach dem Füttern um ca. 9 Uhr ins Bett. Die letzte Fütterung findet um 11 Uhr statt und die übernimmt Daddy Liam. Zwischen 3 und 4 Uhr weckt das Geschmatze der Bohne Mami Lia auf und sie übernimmt das Füttern und Wickeln. Zwischen 6 und 7 Uhr folgt ein erneutes Schmatzen und Lia füttert nachdem ich gewickelt habe. Und so schaffen wir es beide, fast ununterbrochen 6-7 Stunden zu schlafen!

Und wie reagiert Paolo?

Er reagiert gar nicht. Manche werden sagen, sein Leben ist einfacher geworden, da er stündlich aus der Wohnung ein- und ausgehen kann, weil Lia zuhause ist. Damit der erste Kontakt etwas einfacher wird, hatten wir aus dem Spital ein Nuscheli nach hause gebracht und in sein Schlafplätzchen gelegt. Als es zum ersten Kennenlernen kam, schnüffelte der Kater kurz an der Bohne und wollte dann nichts mehr von ihr Wissen. Sein Leben geht weiter, auch wenn es in der Wohnung manchmal lauter wird.

All das soll nicht heissen, dass wir die Situation genauestens unter Kontrolle halten müssen. Katzen, sowie Babies sind unberechenbar. Riskieren, dass die Bohne an Paolos Fell zieht oder ihre Bewegungen Paolo zum Spielen anregen, wollen wir nicht.

Neues Familienmitglied, neues Lia & Liam

Erst einmal ein riesiges Entschuldigung für die beitragsfreien letzten Wochen, aber wir wollten natürlich unser Sohnemann in Ruhe kennenlernen. Nun sind wir wieder am Start!

Wie treuen Lesern vielleicht auch bereits aufgefallen ist, haben wir die Elternzeit auch genutzt, um unserer Webseite einen neuen Look zu verpassen. Mit dem neusten Team- bzw. Familienmitglied wollten wir auch unsere Seite etwas umgestalten. Weiterhin werden wir euch wöchentlich neue Rezepte vorstellen, wollen aber zukünftig auch mehr aus unserem Alltag erzählen. Auch die Menüs und unsere Wanderberichte findet ihr immer noch alle an der gleichen Stelle.

Mommy-Blogs gibt es wie Sand am Meer. Was wir aber nicht oft zu sehen bekommen, sind die Einsichten eines Mannes. Und so soll dieser Beitrag der erste einer neuer Serie sein: Willkommen bei Liam’s Daddy Blog!

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