Rückblickend kann ich sagen, dass wir sieben Monate in Ruhe und Frieden als neue Familie mit einem Baby gelebt haben. Lia wird mir dabei bestimmt nicht unrecht geben. Nun gehört diese Sorgenfreiheit aber der Vergangenheit an. Wir wussten, es würde bald geschehen und seit einer Weile ist es soweit. Böhnchen krabbelt. Als ob das nicht genug wäre, zwei Tage später zog er sich schon selbst an den Möbeln hoch und stellt sich auf die Beine. Die nächste Herausforderung folgt bestimmt in kurzer Zeit.
Kater Paolo als Motivation?
Der Grund weshalb Böhnchen schon so schnell gelernt hat zu krabbeln, ist für uns offensichtlich: Unser getigerte Kater Paolo ist Schuld! Ihm die Schuld zu geben, ist vielleicht etwas unfair, seinerseits war das ganze sowieso eine unfreiwillige Hilfe. Und blöd, dass Paolo damit seinen eigenen Alptraum hervorgerufen hat. Hat die erste Pfote die Balkonschwelle überschritten, folgt ein lautes und aufgeregtes Lachen seitens Böhnchen. Egal wo er ist, er weiss Bescheid sobald der Kater durch die Wohnung streift. Paolo hat aber so seine Eigenheiten und eine davon scheint wohl auch der Masochismus zu sein. Auch wenn er uns angepisst anstarrt, legt er sich immer wieder zu Böhnchen hin. Was folgt, kann nicht als sanfte Streicheleinheit bezeichnet werden.Paolo mag zwar die meiste Zeit ein gut gelaunter Kater sein, die Kombination aus einem doch noch jungen Kater und einem lauten, aufgeregten Krabbelwesen bringt seine Schwierigkeiten mit sich. Paolo kann trotz seiner Gelassenheit spielfreudig sein und darf in diesen Momenten nicht aus den Augen verloren werden. Denn trotz wiederholtem Vorzeigen, wie man mit einem Kater umgeht, will Böhnchen noch immer lieber an den Ohren oder am Schwanz ziehen. Unfälle konnten wir bislang, glücklicherweise, vermeiden. Trotzdem hoffen wir, hauptsächlich für Paolos Wohl, dass Böhnchen bald seine sanfte, tierfreundliche Seite entdeckt. Und wenn er schon dabei ist, soll er dazulernen, dass an Daddies und Mamis Haaren, Ohren und Lippen nicht gerupft wird. Und bitte auch nicht mehr in Füsse, Schultern und Finger beissen. Wenn ich schon dabei bin, Mami würde sich auch freuen, wenn er nicht beim Wickeln in die Brüste tritt. Die Liste ist lang, das Feingefühl muss Böhnchen noch entdecken…
Eine Mauer muss hin
Wir mögen’s zwar ordentlich in unserer Wohnung, was für die Herausforderung Krabbelkind eine grosse Hilfe war, trotzdem haben wir einiges an Grünzeug und Kleinkram, das vor neugierigen Händen geschützt werden musste. Vor allem die Erde in den Pflanzentöpfen scheint die kleinkindliche Neugier zu erwecken. Der grosse Raum bestehend aus Küche, Ess- und Wohnzimmer musste also durch eine Mauer aufgeteilt werden. Der Weg ins Wohnzimmer ist zwar etwas erschwert und Naturdokus erhalten durch die Pflanzen rund um den Fernseher einen zusätzlichen Realismus, unsere Lösung hat sich aber bisher bewährt. Bad- und Schlafzimmertüren bleiben den ganzen Tag geschlossen, man kann nicht alles babysicher einrichten. Wir sind zuversichtlich, dass Böhnchen ein Nein auch bald versteht.
Strümpfe für Pflanzen
Wie erwähnt, sind Pflanzen und deren Töpfe offensichtlich in kindlichen Augen sehr interessant. Entweder das oder unsere Avocadopflanze im grossen Topf hat eine eigene Schwerkraft, die nur Böhnchen anzieht. Nach wiederholtem Händewaschen und Bodenputzen musste eine Lösung gefunden werden, denn die Pflanze ist ein wichtiger Teil unserer Wohnzimmermauer. Wo ich diesen Lifehack gefunden habe, weiss ich nicht mehr, aber ich bin mir sicher, dass die Idee nicht von mir stammt. Trotzdem will ich ihn hier teilen: Pflanzen brauchen Strümpfe! Spielt ein krabbelndes Baby immer wieder mit dem Dreck eines Pflanzentopfs, kann man ganz einfach einen Strumpf drüber ziehen und mit einer Schnur um den Stamm festmachen. Problem gelöst. In unserem Fall musste bislang glücklicherweise nur eine Pflanze bekleidet werden, aber wir können bestätigen, dass dieser Tipp aus dem Internet auch in der Realität standhält.
Weniger Schlaf, mehr Bewegung
Gleichzeitig mit dem Krabbeln verringerte sich Böhnchens Verlangen nach Schlaf tagsüber. Wer will schon schlafen, wenn es eine ganze Welt zu erforschen gibt? Böhnchen auf jeden Fall nicht. Weniger schlafen und mehr Mobilität haben zur Folge, dass Daddy und Mami deutlich weniger Freiheit im Alltag haben. Trotz Mauer lauern überall Gefahren. Und auch wenn es keine gäbe, Böhnchen will sich auch nicht mehr alleine unterhalten. Am liebsten hat Böhnchen Spielpartner, die zu jeder Zeit bereit sind.
Was uns aber mit der Zeit aufgefallen ist, Böhnchen will einfach nicht schlafen. Er kämpft und kämpft gegen die Müdigkeit an, bis er kaum noch aufrecht sitzen kann. Das Mittagsschläfchen haben wir seit der Geburt konsequent durchgeführt und das war eindeutig eine weise Entscheidung. Noch immer lässt er sich nach dem Essen hinlegen und schläft (meistens) für ein paar Stunden bevor das Nachmittagsprogramm weitergeführt wird. Nur eben das Einschlafen ist an einigen Tagen – sagen wir mal – problematisch. Fällt mir auf, dass Böhnchen am Vormittag einen Powernap braucht, weil er grimmig ist, setze ich ihn meistens in die Schlafmaschine (unseren Croozer) und gehe mit ihm eine Runde joggen.
Auf zum nächsten Meilenstein
Mit dem Krabbeln hat Böhnchen einen wichtigen Meilenstein in seiner Entwicklung erreicht. Nicht mehr an andere gebunden zu sein, bringt auch seine Schwierigkeiten für Daddy und Mami mit sich. Am Anschlag sind wir aber noch lange nicht! Wir haben vieles in kürzester Zeit gelernt und sind auf den nächsten Fortschritt bestens vorbereitet. Es ist echt faszinierend, was in diesen wenigen Monaten körperlich und geistig bei Böhnchen passiert ist…